God save the Kita – Ein offener Brief

KITA-BLOG-vater-offener-briefLiebe Kita Mare,

deine Institution polarisiert. Wenige machen es sich leicht, ihr Kind früh in deine Hände zu geben. Auch ich hatte meine Bedenken als ich meine Kleine mit 18 Monaten in die Kitaklappe legte. Der Mangel an Alternativen machte diese Bedenken schnell zunichte. Glücklicherweise hat dich meine Tochter schnell als Buddy akzeptiert. Meine Frau und ich haben es nie bereut. Im Gegenteil. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du uns Eltern in gewissen Gebieten etwas voraus hast. Klar, es läuft nicht immer alles rund, manchmal gehst du uns auch auf den Sack, aber hey, das passiert in den besten Familien… Es ist nicht immer alles perfekt, aber in welchem Haushalt, in welchem Betrieb und in welchem Leben läuft alles geschmeidig? Eben.

Wir schauten nicht schlecht, als du uns sagtest, dass sich unsere Tochter ganz alleine anzieht und Kleineren sogar dabei hilft. „Sie braucht zwar etwas länger, aber es läuft“, waren deine von erfrischendem Optimismus durchtränkten Worte. Jede Silbe dieses Satzes war ein beherzter Tritt in unsere elterliche Fresse. So wie in wahrscheinlich jedem Haushalt mit Kita-Kindern, herrscht bei uns jeden Morgen Stress pur. Wir müssen wie ein Uhrwerk funktionieren und das Kind soll sich gefälligst dieser strengen Taktung anpassen. Unsere Geduld reichte nie aus, jenes beschwerliche Anziehen unserer Kleinen abzuwarten bis sie fertig ist. Auch unsere im Imperativ vorgetragenen Aufforderungen, können dem entschleunigten Wesen eines Kleinkindes im Raum-Zeit-Kontinuum nichts anhaben. Die Konsequenz daraus: Wir legten selber Hand an und halfen ihr. Weil es einfacher schneller geht. Du aber bringst diese unendliche Geduld auf (ob das so selbstlos ist, sei mal dahingestellt) und gibst Hilfe zur Selbsthilfe. Außerdem öffnest du uns die Augen und zeigst uns, dass wir unseren Kindern einiges zutrauen dürfen.

Dafür will ich dir danken!

Es ist ein Gewinn, wenn du deinen in Sitzkreisen erlernten pädagogischen Background in die Waagschale legst. Wie du in der Schatztruhe der Kinderpädagogik herumstöberst und wahre Diamanten zum Vorschein bringst. Mich überraschen immer wieder die neuen Songs, Fingerspiele und Kenntnisse, die Babytochter nach Hause bringt. Wie sie mir aus dem Nix Rechts und Links erklärt und meine Frau und mich achselzuckend zurücklässt. Auch wenn du mich zum Grübeln bringst und als singuläre Quelle des Wissens ablöst, ich mag dich dennoch und schätze dein Förderung und Forderung.

Dafür will ich dir danken!

Liebe Kita, bleib so wie du bist und zieh meiner Tochter eine Mütze an, wenn ihr rausgeht. Denn da hapert es noch… God save the Kita!

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

5 Antworten

  1. 27. Januar 2016

    […] Ich schimpfe ja öfter mal über die (eingeschränkten) Möglichkeiten in der Kinderbetreuung. Deshalb wird es höchste Zeit, die Kitas auch einmal zu loben. Genau das macht Ich bin dein Vater in einem offenen Brief. […]

  2. 9. Februar 2016

    […] Heute gingen meine Tochter und ich mit dem Zollstocker-Zug mit. Unsere Kita hat das ermöglicht. God save sie! Es gab nur ein Problem: Das Wetter. Umso mehr Glück wir am Montag hatten, desto besch**** war es […]

  3. 14. Juli 2016

    […] sind zufrieden mit unseren Kitas. Babyvater hat sogar eine offene Liebeserklärung geschrieben. Für Einsteiger-Eltern gleicht der Kita-Flur dennoch einem Minenfeld. Deswegen haben wir für euch […]

  4. 27. September 2016

    […] Der Janni hat ja hier schon mal einen Liebesbrief an die Kita veröffentlicht, unser alter Vater Davud findet, dass Eingewöhnung ein Arschloch ist und ich kenne Lempis sechs Kitaregeln. Wir haben also ein wenig mitbekommen und wir wissen , dass das alles nicht selbstverständlich ist, was ihr da macht. […]

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