Pommes mit Gedöns: das Elend mit den Kinder-Speisekarten

Ich verstehe die Kinder von heute ja auch nicht: Für mich war es früher ein absolutes Highlight, mir aus der Speisekarte im Restaurant eine Portion Pommes zu bestellen, aber in Zeiten von McCain, McDonalds & Co. haben die frittierten Kartoffelstäbchen offensichtlich ihren Reiz verloren – zumindest für meinen Nachwuchs. Bestellt werden die Fritten zwar noch mit großem Enthusiasmus, gegessen jedoch früher oder später vom eh schon übergewichtigen Erzeuger. Und wenn ich mich im Freundeskreis so umschaue, beobachte ich nicht nur bei meinen Kindern die Abkehr von der goldenen Fritte.

Hallo Restaurants? Was ist los mit euren Kinder-Menüs?

Da sitzen auf einmal überall Kinder rum, die gerne Gemüse essen oder für die es etwas Besonderes ist, wenn ihnen mal jemand hausgemachte Bratkartoffeln kredenzt. Ganz obskure Gestalten schreien gar nach Rohkost oder Salat. Das haben wir jetzt von diesem Tanz um gesunde Ernährung! Andere Eltern überraschen diese kulinarischen Verwirrungen schon nicht mehr, sondern sie schnibbeln bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit direkt mal einen Rohkostteller aufs Tablett. Bei einer recht relevanten Berufsgruppe scheint sich jedoch noch nicht rumgesprochen zu haben, dass sich das Essverhalten der jüngsten Zielgruppe teils dramatisch verändert hat: den Gastronomen!

Ich habe zumindest den subjektiven Eindruck, dass die Kinder-Sektion der meisten Speisekarten ungefähr so variantenreich ist wie das Offensivspiel des HSV. In den allermeisten Esstempeln der Republik sieht die Kinderspeisekarte wie folgt aus:

  • Pommes
  • Pommes mit Majo und/oder Ketchup
  • Pommes mit Wiener Würstchen
  • Pommes mit Chicken Nuggets
  • Pommes mit Fischstäbchen
  • Pommes mit Kinderschnitzel (da frage ich mich immer, wo die geschlachtet werden)
  • Pommes mit Kinder-Burger (in urbanen Hipstergebieten)

Es sei denn, man geht zum Italiener, dann gibt es auch noch

  • Spaghetti mit Tomatensoße

Lustige Speisekarten – für den immergleichen Kram

Hier und da wird die fehlende Kreativität in der Küche ausgeglichen durch bunte Umschreibungen des Immergleichen: Gekocht wird wie immer, aber dafür ist nun die Speisekarte lustig. Das sieht dann ungefähr so aus:

 

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Die ultimative Kinder-Speisekarte für jedes Restaurant

Da sich nur die wenigstens Restaurantbetreiber McKinsey, KPMG & Co. ins Haus holen können, folgt hier die ultimative und kostenlose Unternehmensberatung in Sachen Kinderspeisekarte.

 

Die Vorderseite: Kinder an die Macht!

Lasst die Kids doch einfach per Multiple Choice aussuchen: Gemüse, Salat und Rohkost habt ihr eh in der Küche rumfliegen, ebenso mindestens zwei bis drei Sättigungsbeilagen und ein paar einfache Fleischgeschichten. Drei Kategorien mit ein paar Auswahlmöglichkeiten und fast jedes Kind findet zum persönlichen Glück! Ich gehe diverse Wetten darauf ein, dass profane Hausmannskost von Erbsen und Möhren über Schupfnudeln bis hin zu hausgemachten Frikadellen für zahlreiche neue Stammgäste sorgt.

 

Die Rückseite: lass sie malen!

Auf die Rückseite druckt ihr dann noch ein schönes Ausmalbild und packt ein paar Buntstifte dazu. Schon ist – immerhin für 5 Minuten – Ruhe im Karton. Und das freut doch auch die kinderlosen Mitgäste.

 

Kennt Ihr positive, negative oder besonders skurrile Kinderspeisekarten? Dann her mit euren Fotos! Ich würde gerne ein paar sammeln und die hier sukzessive ergänzen.

 

Lempi

Der Autor Thomas "Lempi" Lemken ist Papa von zwei Töchtern. Das bedeutet: Als einziger von uns lebt er mit gleich drei Frauen unter einem Dach. Neben seiner Funktion als Leithammel, ist er Gründungsmitglied, Stammautor und Lektor unseres Blogs.

14 Antworten

  1. Jimmy sagt:

    Tatsächlich gibt es im Lego-House in Billund eine ähnliche Karte.
    Jede Gruppe hat ihre eigene Farbe: „Fleisch oder Fisch“ (ich glaube, es gab auch Veggie), Sättigungsbeilage, Salat und Extra..
    Dazu gibt es verschiedene Lego-Steine in den verschiedenen Farben, die verschiedenen Formen stehen für die verschiedenen Angebote.
    Nun einfach je Farbe einen Baustein aussuchen, zusammenbauen und in den „Scanner“ legen – und schon legen die Legomännchen in der Küche los und bereiten DEIN Wunschessen!
    Meine Tochter hat das geliebt und sich vor Lachen weggeschmissen, als auf einem Monitor am Platz zu sehen war, die die Legoköche loslegten!

  2. Frank sagt:

    Schaut Euch als positives Beispiel die Franchisekette Purino an, die sich selbst auch ausdrücklich als italienisches familienfreundliches Restaurant bezeichnet.

    Die Karte (http://purino.de/speisekarten/speisekarte/koeln-muehlheim.html) hat einen umfangreichen Kinderteil (Abschnitt Bambini). Kinder unter 6 essen kostenlos, bis 12 kostet es nur 3,50€ pro Portion. Die Portionen sind genau so liebevoll dekoriert wie die Erwachsenengerichte. Von Einheitsbrei bei der Auswahl keine Spur! Allerdings landen unsere Kinder dann meist doch nur bei der Pizza Originale…

    So ein tolles Angebot für derzeit 0 € für zwei Kinder ist uns schon fast unangenehm. Wir regeln das über grosszügiges Trinkgeld und sind damit vermutlich nicht alleine.

    Unbedingt nachahmenswert!

  3. Marco Wolfgarten sagt:

    Wir waren jüngst auf Rügen. In vielen Restaurants wurde für Kinder der „Räuberteller“ angeboten – für 0,00 €. Wir Lempi schon schrieb, landet der größte Teil eines Kindertellers eh beim Erzeuger, weil der Nachwuchs dann doch lieber etwas von Mamas und Papas Teller hätte (kennt man ja auch von sich selbst: Das Essen am Nachbartisch sieht immer besser aus, als das eigene – und auf die Frau [Mann] am Nachbartisch gehe ich mal nicht ein ;-). Also kann man auch direkt eine solche Bestellung abgeben. Schließlich gibt es für die „Großen“ ja auch die Möglichkeit, den einen Nachtisch mit zwei Löffeln zu bestellen.

  4. Heike sagt:

    Wir waren auf Norderney. Da gab es auf der Kinderkarte tatsächlich Flammkuchen. Würde zwar anders belegt und wir konnten sogar da noch variieren. Und die Kinder waren begeistert.

  5. Anonymous sagt:

    Ich bin ein großer Fan Deiner Speisekarte!
    Als kleine Anmerkung hätte ich nur, dass es häufig auch möglich ist, individuell zu bestellen. Sehe ich Gemüse und Bratkartoffeln als Beilagen auf der Karte kann ich oft auch einfach eine kleine Portion davon bestellen. Leider wird das vermutlich schwieriger, wenn das Kind die Speisekarte selbst lesen möchte.
    Lieber Gruß, Elisabeth

  6. Doris sagt:

    Unsere Kleine ist 18 Monate und wir waren schon in so manchen Restaurants essen. In einem bekam sie sogar einen eigenen Gruß aus der Küche (ein Gesicht aus Obstschnitzen). Anstatt Pommes und Co. bestellen wir im Moment meist nur einen Extrateller und sie kriegt etwas von unseren Portionen (die sind ja meistens eh groß genug) oder wir bestellen eines der normalen Gerichte in Kindergröße. Das kostet dann aber oft mehr als der „normale“ Pommes-Kinderteller.
    Deine Speisekarte inkl. Malspaß finde ich ganz große Klasse. Nur Fisch müsste für mich noch in Kochtopf 3.

    • Lempi sagt:

      Dass der Fisch fehlt, habe ich jetzt schon öfter gehört… Danke für die Anregung. Bauen wir bei Gelegenheit noch ein und aktualisieren das Ding!

  7. Unser Lümmel ist aktuell noch so „jung“ (<2), dass wir bisher kaum mit ihm in Restaurants, in denen er dann auch eine eigene Portion bestellte, anzutreffen waren. Aber gerade in jüngster Zeit häufen sich diese Aktionen und werden sicherlich in Zukunft noch öfter vorkommen. Da wir den Junior garnicht erst daran gewöhnen wollen, dass "Restaurant" automatisch die von Dir geschilderten, armseligen Varianten rund um "Pommes & Co." bedeutet und dies dann für lange Zeit für ihn in Stein gemießelt sein wird, finden wir die im Bericht gezeigten und auch die von Dir entwickelte Speisekarte(n) echt klasse!!!
    Und wenn man mal ehrlich ist: es wäre für die Gastronomen überhaupt kein großer Mehraufwand mit einer solch kleinen aber feinen Innovation aus der Masse an Einrichtungen "wo Kinder halt dabei sind" herauszustechen!
    Hoffentlich lesen hier einige Gastronomen mit, wir besuchen Euch dann gerne samt Nachwuchs!
    Guten Hunger wünscht Matthias von maximalplanet.com

  1. 2. August 2017

    […] hat die Kinder-Speisekarten in Restaurants satt. Mit seinem Beitrag „Pommes mit Gedöns“ hat er seinem Ärger Luft gemacht und eine alternative Speisekarte entwickelt. Was ihn an den […]

  2. 11. September 2017

    […] auch schon Mittag. Auch dieses Buffet war sehr toll, nur das Kinderbuffet ließ mich kurzzeitig an diesen Artikel von Ich bin dein Vater denken. So viele tolle Sachen und die Perle aß nur Spaghetti mit […]

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