Liebe Eltern, ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken

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Kinder, Kinder…NL, AD 1956; Quelle: Nationaal Archief bei flickr

Das ist die Nummer 3 der Dinge, die Menschen auf dem Sterbebett am häufigsten bereuen. Quelle dieser Feststellung ist Bronnie Wares Buch „The Top Five Regrets of the Dying“, übersetzt etwa „Die fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“. Damit es bei mir nicht so weit kommt, arbeite ich an der Abarbeitung dieser Punkte. Dieser Text wird ein LAUTES Dankeschön an unsere Familien.

Es ist noch nicht ganz so lange her, dass meine Tochter zur Welt kam. Von der ersten Sekunde an hatte Sie ebenso viele Haare auf dem Kopf wie Tränen in den Augen. Ja, es ist richtig. Wir hatten ein so genanntes Schreikind. Und ja, ich habe viel gegoogelt, was Lempi stets kritisch sieht.

Exzessives Schreien im Säuglingsalter ist häufig: Etwa 16 bis 29 Prozent aller Säuglinge sind in den ersten drei Lebensmonaten betroffen. Bei etwa 8 Prozent besteht das Verhalten über den dritten Monat hinaus. Wikipedia

Jeder der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, kann gut nachvollziehen, wie es ist, plötzlich ein Schreikind im Haus zu haben. Das eigentlich Schlimme daran, ist die eigene Ohnmacht. Meine Frau und ich hatten keine einzige Sekunde Zeit, uns langsam ins Elterndasein einzugrooven. Es ging direkt los. Natürlich waren wir komplett überfordert mit der Situation. Und genau an dieser Stelle kommen unsere Familien, unsere Eltern, ins Spiel.

Meine Frau und ich kommen beide aus Köln. Auf meinem Grabstein wird wohl „geboren und gestorben in Köln“ stehen. Neben einem großen Bekanntenkreis leben auch unsere kompletten Familien quasi um die Ecke. Für die meisten unter Euch wäre das wohl eine äußerst unangenehme Konstellation. Wer verbringt schon gerne viel Zeit mit seinen Eltern, geschweige denn mit den Schwiegereltern? Ich sehe das nicht so. Gerade wenn man ein Kind bekommt, entfalten sich alle Vorteile zu einer Symbiose aus Zuwendung, Liebe und delikatem Essen. Klar gibt es auch hier Konfliktpotenziale. Der „One Mother – One approach“-Duktus, ist nun mal eine Tatsache. Dennoch kann man die unterschiedlichen Erziehungsstrategien unter einen Hut bringen. Kinder können nämlich sehr wohl zwischen verschiedenen Bezugspersonen unterschieden.

Fast täglich unterstützen uns unsere Familien, wo sie nur können. Reden uns gut zu, sind da. Bis zum heutigen Tage kümmern sie sich liebevoll um die Kleine. Spricht man mein Kind auf Oma oder Giagia (griechisch) an, lächelt sie wie ein Thunderdome-Hippie auf LSD. Sie springen ein, wenn man es nicht schafft die Kids aus der Kita zu holen, sie kochen warmes Essen, geben wertvolle Tipps bei Wehwehchen und haben immer ein Bettchen parat, wenn meine Frau und ich einen romantischen Abend vor der Glotze verbringen wollen. Ist die Kleine bei unseren Eltern, müssen wir uns gar keine Sorgen machen. Alleine dieses Gefühl ist Gold wert und unbezahlbar!

Nennen wir es beim Namen: Ohne unsere Eltern, Schwestern und Brüder würden wir nur halb so viel lächeln und doppelt so viel streiten.

Ich schreibe diese Zeilen, weil es nicht selbstverständlich ist, eine so liebevolle und zusammengeschweißte Familie zu haben. Gerade in heutigen Zeiten. Ich wünsche mir mehr Mut, meine Gefühle auszusprechen und sage Danke und ich liebe Euch!

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

5 Antworten

  1. Hach, schön gesagt…schade, dass unsere Familie nur zur Hälfte nah dran wohnt – aber dank modernster Technik kann man ja wenigstens skypen, facetimen oder wie man das sonst nennen mag…:-) Und so oft besuchen wie es geht!

  2. Gänsehaut. Wunderschön geschrieben. Ich vermisse meine Familie, weil wir 1200 km weg wohnen und vieles wäre oft leichter, wenn man nur mal um die Ecke müsste. Auch für uns Eltern wäre so eine Auszeit echt schön aber ist sehr selten.
    Im Februar ist meine allerliebste Mama gestorben. Ich war so unendlich froh, dass wir kurz davor in Deutschland waren und da habe ich ihr auch gesagt wie sehr ich sie liebe und vermisse. Was bin ich froh darüber! Liebe Grüße

  3. Anonymous sagt:

    Das ist so schön geschrieben .danke für die lieben Worte .aber wir danken euch ,das ihr uns zu groß Eltern gemacht habt .wir lieben die kleinen ,und sind gerne mit ihnen zusammen .wir lieben euch auch.

  4. Schön geschrieben. Ich halte auch sehr viel auf die Familie und versuche sie zu besuchen, so oft ich kann. Auch damit unsere Kleine eine Beziehung zu den Großeltern und der Tante aufbauen kann. Schade, dass wir in ganz Deutschland verstreut sind. Den Luxus, die ganze Familie in der selben Stadt zu haben, haben wir leider nicht!
    In dem Sinn: ein Hoch auf die Familie 😉 Prost.

  1. 26. Juni 2015

    […] aufkommen zu lassen: Wie ihr alle habe ich „nur“ eine leibliche Mama. Die Original Mom, die ich immer wieder loben muss. Die anderen zwei kamen im Laufe meines Lebens […]

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