Väter als Kollegen? Wenig Spaß und viel Arbeit!

Für Marlon Hasch bedeuten Väter als Mitarbeiter vor allem eins: spaßlose Effizienz. Weil sie stets pünktlich nach Hause gehen, ohne den dafür notwendigen Pegel zu erreichen. Der Autor fordert daher: Eine gesetzliche Mindestpromille für Väter!

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Unser Autor Marlon Hasch will keine Väter als Kollegen

Heute bin ich auf den Brigitte.de-Artikel (Artikel wurde inszwischen gelöscht. Auf Facebook ist am 9. Mai eine Entschuldigung erfolgt, Anm. Autor, 9.05.15) von Marion Hackl gestoßen. Sie beschreibt arbeitende Mütter als Klotz am Bein. Für die Kollegen bedeuten sie mehr Fluch als Segen. Endlich mal eine, die sich traut etwas zu sagen, dachte ich mir sofort. Schließlich hat jeder in diesem Land das Recht auf freie Meinungsäußerung. Was die meisten vergessen: Es besteht keine Pflicht zur freien Meinungsäußerung. Frau Hackl weiß das bestimmt, ignoriert es dennoch konsequent. Das ist aber ein anderes Thema. Dadurch ermutigt will ich nun auch den Mantel des Schweigens durchbrechen und Dampf ablassen, aber nicht gegen berufstätige Mütter, sondern gegen ihr Pendant: arbeitende Väter.

97 Prozent der Väter sind Berufstätig. Bereits 5 Prozent davon arbeiten in Teilzeit. So ein Teilzeit-Karrierekiller ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Wieso nur?

Ein Vater als Kollege ist wie ein artspezifischer Einzeller. Berufstätige Väter können nämlich vor allem eines in Perfektion: diszipliniert arbeiten. Sie liefern. Reißen keine Deadlines. Halten Termine ein. Und werden von Kunden und Chefs geliebt. Sie sind verantwortungsbewusster, teamfähiger und organisierter als die meisten kinderlosen Männer hier im Büro. Sie ziehen ohne abendliche Überstunden effektiv ihr Pensum ab – und das ganze ohne die obligatorische Flasche Mariacron. Eine Frechheit!

Sie fahren in der Hauptsaison in den Urlaub und bezahlen einen Haufen Geld für Hotel und Flug. Sie organisieren penibelst ihren Alltag zwischen Kitastress, Kitastreiks, Freizeitaktivitäten und schlaflosen Nächten. Es kotzt mich an!

Während wir auf YouTube surfen organisieren Väter ihren Alltag
Ständig geben sie damit an, dass ihre Kleinen jetzt furzen können. Und auch sonst scheinen diese kleinen Teppichratten uns Männern ohne Kinder ziemlich ähnlich zu sein.

Während wir unsere Steuererklärung, Dates bei Tinder und abendliche Alkoholexzesse organisieren, sind Väter damit beschäftigt schnell mit ihrer Arbeit fertig zu werden, um pünktlich nach Hause zu kommen. Was für Loser! Und das schlimmste ist: Ihr Browser ist frei von Facebook-Cookies. Wie geht das? Wollen sie uns in den Ruin treiben?

Wir lesen Bushidos Abmahnschreiben für illegale Downloads, während diese Stammesführer Kundendossiers studieren, Maßnahmen entwickeln und zielorientiert beraten. Und das alles während der Arbeitszeit. Da wirst du irre!

Komme ich nach meinen lediglich 8-10 Feierabendbierchen in mein IKEA-Loft, finde ich einen angefressenen Pizzakarton. Ihn hingegen erwartet eine warme Mahlzeit im Kreise seiner Liebsten.

Väter erhöhen den Arbeitsdruck auf Kollegen
Väter nerven. Ihre loyale Art pulverisiert auf obszöne Weise unsere Arbeitsutopie. Stehen wichtige Arbeiten an, erledigen sie diese zur Not auch noch vom Home-Office aus. Weit bis in die Nacht. Wie geht denn sowas? Wann soll denn ein normaler Silberrücken wie ich eigentlich feiern gehen? Freundliche Anfragen, ob sie denn nicht mal auf einen Drink in das benachbarte warme Etablissement mitkommen, werden freundlich aber bestimmend verneint. Wie schlafen diese Herrschaften nur nüchtern ein? Warum müssen uns diese Spaßbremsen in ihr humorentfremdetes Milieu runterziehen?

Der Vater als Kollege verursacht mir somit vor allem Mehrarbeit. Im Regelfall müsste ich nun effizienter arbeiten und abends zeitig ins Bett gehen. Erst recht wenn die Arbeitshütte brennt, was früher keinem aufgefallen ist.
Holte ich mir nach einer durchzechten Nacht gerne mal einen Gelben ab, schleppen sich diese Familienhirnis halbkrank ins Büro. Dafür nutzen sie ohne Erbarmen ihre eigenen Frauen aus, die zu 2/3 alle auf Teilzeitbasis arbeiten. Das ist doch nicht fair!

Väter müssen weniger arbeiten!
Ich mag Kinder, aber ich mag keine Väter in meinem Arbeitsumfeld. Warum muss ich darunter leiden, dass Väter ihre Frauen ausnutzen und immer, wirklich immer im Büro erscheinen. Und das schlimmste daran: Diese Spießer und Vorstands-Lieblinge werden bei der nächsten Gehaltserhöhung ganz oben stehen und ich gehe wieder leer aus! Wer soll denn meine offenen Deckel bezahlen?

Es gibt Branchen, die sich Vorbilder nicht leisten können. Für junge dynamischen Young Performer gilt es, Leben und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Sprich, unser Leben in die Arbeitswelt zu integrieren und die Arbeit aus unseren Leben fernhalten. Das ist unsere Vorstellung von Work-Life-Balance.

Väter, die einer Berufstätigkeit nachgehen, müssen weniger arbeiten, damit sie genau so viel schaffen wie ich. Sie benötigen mehr Familie und weniger Ehrgeiz. Denn wie sonst kann ich mich Entschleunigen? Nachts? Ha, ein guter Witz!

Es gibt Teilzeitmodelle auch für Väter und die Ehefrauen/Lebenspartner können auch arbeiten gehen. Also belegt endlich die uns verfügbaren Arbeitsplätze mit hochqualifizierten Frauen! Und wenn ihr schon dabei seid: Bezahlt sie genauso wie Männer in vergleichbaren Positionen! Bitte macht es möglich! Denn lange kann ich meinen Bore Out nicht mehr vor den Kollegen verbergen.


Mama Arbeitet hat auch eine schöne Replik am Start…

 

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

13 Antworten

  1. Wolfgang sagt:

    Erste Sahne dieser Beitrag! Ist dir richtig gut gelungen!
    Kann ich dir nur zustimmen 😀

  2. Yummy Mummy sagt:

    haha vielen Dank! Ich hasse diese Väter ja auch vor allem deshalb, weil sie mir als berufstätige Mutter im Büro immer gute Ratschläge erteilen, wie ich das Freizeitprogramm meiner Kinder effizienter gestalten könnte. Das ist es nämlich vorrangig, worum ich mich während der Arbeitszeit kümmere. Wenn ich überhaupt mal aufkreuze, versteht sich. Die meiste Zeit investiere ich nämlich darin, meine Kinder gefährlichen Killerviren auszusetzen damit ich mich mit Brechdurchfall statt intetessanten Projekten rumschlagen und damit meine Kollegen ärgern kann:-).
    Frau Hackl wurde übrigens auf Brigitte eliminiert, nutzt das Internet jedoch fröhlich weiter um ihr wertvolles Gedankengut zu verbreiten. Unter anderem per Kommentarfunktion auf meinem Blog falls sich jemand für ihre weitere Argumentation interessieren sollte ;-).
    (Auch wenn ich befürchte, dass sie hier die falsche Plattform gewählt hat, bei meinen Lesern erntet sie einfach keine Bestätigung). Wir haben sie jedenfalls missverstanden, eigentlich wollte sie sich ja nur für bessere Arbeitsbedingungen für Mütter einsetzen;-).
    Leider kam ihre Message in der Elternfraktion irgendwie falsch an, aber das muss wohl daran liegen, dass uns unser Textverständnis irgendwo zwischen Kinderturnen und dem Kauf des neuen Familienvans abhanden gekommen ist.

  3. Suse sagt:

    Danke. Das mußte mal raus.
    Ich mag auch keine Väter. Die nutzen uns Teilzeitmuddis nur aus!
    Liebe Grüße

  4. Stephanie sagt:

    Ha, dass das endlich mal jemand offen anspricht!

  5. Hach herrlich – ich habe mich sehr amüsiert.
    Ein schöner Text

    Das der Brigitte Artikel gelöscht wurde is ja wohl der Hit….

  6. Mamahochdrei sagt:

    Oh je so einen hab ich auch zu Hause 😉
    Danke ihr habt mir die Augen geöffnet…Mütter u Väter sind bedenklich für die Arbeitswelt 😀

    Liebe Grüße
    Stephi

  7. Sven sagt:

    oh, wenn ich so einen erwische… wehe

  8. 2KindChaos sagt:

    Sehr geil geschrieben und natürlich so wahr… diese dämlichen Väter 😉 die will doch wirklich keiner im Team haben 😛

  9. Großartiger Artikel. Meine Lieblingspassage: „Schließlich hat jeder in diesem Land das Recht auf freie Meinungsäußerung. Was die meisten vergessen: Es besteht keine Pflicht zur freien Meinungsäußerung.“

    Der kommt auf jeden Fall in die nächste Folge von „Das Bloggen der Anderen“.

  10. Katharina sagt:

    …ich Kugel mich! Danke für diesen wunderbaren Text!
    Ich finde ihn sehr gelungen!
    Hoffe, dass diesen auch gewisse andere lesen werden!
    Liebe grüße

  1. 9. Mai 2015

    […] für das Vorlesen angemeldet und gehofft, dass ich dieses Mal nicht der einzige Quotenpapa bin. Wer von arbeitenden Väter kann sich schon einfach so mal Freitagvormittag zur Schule begeben, als Cowboy verkleidet, um den […]

  2. 10. Mai 2015

    […] Väter als Kollegen? Wenig Spaß und viel Arbeit!  “Ich bin dein Vater” sinniert über die Effizienz von Vätern im Job. […]

  3. 19. Mai 2015

    […] Replik verfasste Babyvater auf ‘Ich bin dein Vater’, in der er die Meinung vertritt, dass arbeitende Väter der eigentliche Fluch sind, da sie für spaßlose Effizienz stehen. Für den Autor Pferderosshaar auf ‘Essential Unfairness’ sind wiederum die kinderlosen […]

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