Die Probleme eines alten jungen frischen Vaters
Es ist soweit. Nun bin ich auch, wie meine Kollegen immer sagen „am Arsch“. Vater. Das Leben ist aus, alles ändert sich, es ist nie wieder so wie früher, der Kompass richtet sich neu aus – ICH WILL DAS NICHT MEHR HÖREN!!!
Gut. Es stimmt. Es ist ein wunderbares Erlebnis, etwas Großartiges, Schönes und ich bin Ding Dong Happy Happy. Aber es ist auch zum Kotzen. Nicht dass ich Vater bin, dass ist wahrscheinlich die beste und schönste und fundamentalste Erfahrung meines Lebens und ich liebe meine kleine Familie. Auch mein fortgeschrittenes Alter stört mich nicht. Gut, ein bisschen vielleicht. Aber das kann ich nicht mehr ändern. Was mich aber vielmehr stört, das sind die jüngeren Väter. Ich bin der Älteste und alles, was ich erzähle, regt die Meute junger Altväter, die mich umgeben, sofort zum Gähnen an.
„Ich bin schon eingepennt, als du Stillprobleme nur ausgesprochen hast“, höre ich dann. Ich schweige sofort. Falsch. Ich blick zunächst an mir herunter und schweige dann. Betreten.
Kenn ich, weiß ich, war bei unserem auch so, der muss wahrscheinlich dies oder das oder hat jenes oder welches nicht, zu viel, zu wenig. Du musst jetzt das tun, das lassen und kauf mal Produkt X von Firma Y, sehr gute Erfahrungen gemacht.
[Tweet „Die jungen Altväter spucken Tipps aus, wie Babys ihre Pre-Nahrung vor dem Bäuerchen.“]
Ich mache mir nichts vor. Die Sache ist gelaufen. Ich verliere nicht nur meine Sehschärfe, ich verliere auch meine Stellung auf dem Königsstuhl der Sozialisation – ich degeneriere vom Dienstältesten zum Diensthabenden. Aber auch damit kann ich mich arrangieren. Denn die einzige kleine Genugtuung, die mir bleibt, ist subtil. Aber sie ist herrlich, denn ich muss die Fehler meiner Väterroutiniers nicht wiederholen.
Der eine ist in Besitz eines Windeleimers, der günstig in der Anschaffung so gigantische Folgekosten nach sich zieht, dass man sich als Opfer einer Kack-Hypothek fühlt. Es ist herrlich, denn ich habe das Ding nicht ins Haus geschleppt. In diesen Momenten betone ich kühl und souverän, dass die Folgekosten viel zu hoch seien.
Auch bei den raren technischen Anschaffungen kann ich glänzen. Alle erzählen von ihren zweitklassigen akustischen Babyphones, während ich ein mobiles W-LAN gestütztes HD-TV Überwachungssystem in Betrieb nehme. Es ist herrlich, wie enttäuscht dann immer alle gucken, wenn ich beiläufig davon erzähle. Haha zu spät – kriegt ihr zu Hause nicht mehr durchgesetzt.
Kinder-Paracetamol bei einer Flugreise mit dem Koffer abgeben? Wird mir nicht passieren, ich habe zugehört, als die Jungväter von ihren missglückten Wochenend-Trips berichtet haben. Ich liebe Sie dafür und Dankbarkeit empfinde ich jederzeit.
Dein Beitrag zaubert mir ein lächeln ins Gesicht. Wir bekommen jetzt bald unser drittes Kind und ich habe das Gefühl auch, dass wird wieder auf mich zukommen.
Nun hab ich bis jetzt schon die Erfahrung gemacht, dass manche Sachen die beim ersten gut waren beim zweiten gar nicht so gut funktioniert haben. Deswegen versuche ich mich auch mit Hinweisen und dergleichen zurück zu halten… letztlich sollte aber jeder seine Methode finden die für sein Kind die Richtige ist.
Dankeschön Ben, das ehrt uns.
Mit den „Methoden“, das sehen wir alle GENAU wie du.
Alles Gute für das dritte Baby und seine Mama. Und für euch alle natürlich! (PapaDoc)
Ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen … Bisher dachte ich, dass Klugscheißerei ein Phänomen alter oder junger „Alt“-Mütter sei, selbst wenn der „Vorsprung“ nur im Stundenbereich liegt 😉
Wie geil ist das denn! Ich dachte das machen nur die Frauen / Mütter so… danke für den Beitrag 🙂 Ihr quält euch genauso gegenseitig?!? Ha, mein Tag ist gerettet 😛
Liebe Grüße, Janina
Immer gerne! Lg!