Hört, hört… Walgesänge

Früher habe ich in einem Anfall von Faszination beim Versandhändler „Zweitausendeins“ für 12 DM mal eine CD mit Walgesängen geordert. Die ist zwar bei einem der letzten drei Umzüge dem Prinzip „Ich trenne mich von Dingen“ zum Opfer gefallen, aber ich fühle mich aktuell immer wieder daran erinnert – gestern zum Beispiel. Ich arme Sau. Das Julchen fiel aus. Krank. WTF – Was soll ich denn nur tun????

Hatte wegen eines recht unangenehm-wichtigen Geschäftstermins den Herrn von Bödefeld mit eingepackt, ihn in der Agentur rumgereicht und dann aus den Sesseln ein Bettchen zusammengeschoben. Den ganzen Tag lang war ich latent alarmiert ob der Unzufriedenheitslaute, die Herr von Bödefeld von sich gab. Die waren gerade so an der Grenze, dass man denkt: „Okay. Alarm ist das nicht, aber man möchte ihn die ganze Zeit auf den Arm nehmen und ihm Lieder der Borussia aus Mönchengladbach vorsingen, damit er sich wieder besser fühlt.“

Das ging ja leider nicht, weil wir Besuch hatten in der Agentur. Außerdem nöhlen die Jungs immer rum, wenn ich Borussenlieder singe. Einer, der quengelt, reicht. Auf dem Weg nach Hause schlief er zum Glück, kaum drehte ich den Schlüssel um, ging das Geknatsche weiter. Ich hatte die limitierten Nike-Sneakers (die Jungs finden das selbstgefällig, darum lass ich das drin ;-)) noch nicht ausgezogen, da diagnostizierte das kranke Julchen vom Sofa aus:

[Tweet „„Er hat Verdauungsprobleme. Gib ihm am besten mal ein Kümmelzäpfchen.““]

Potztausend, dachte ich, für Ferndiagnosen bin ich doch eigentlich der Chef. Aber das Julchen erkennt am Geknötter, was beim Bödefelder schief läuft. Wir haben dafür sogar Kategorien angelegt:

Die gehen so:

Alarmstufe rot:

Scheiße, das hört sich nicht gut an und meint: Wir müssen bei Christina unten klingeln, sie ist Ärztin, überhaupt super und wir wissen nicht weiter. (Hoffentlich hat Sie gerade keinen Dienst)

Alarmstufen Pragmatik 1 – 7

Er hat einfach nur Hunger, er ist einfach nur müde, er ist „drüber“, also zu müde, um zur Ruhe zu kommen, er hat Zahn, er wächst, er wünscht Entertainment, er ist mit der Gesamtsituation unzufrieden.

ALLES, wirklich alles aus den Pragmatik-Alarmstufen hört sich für mich an wie der Gesang der Buckelwale. Ich höre keine Unterschiede, bin aber fasziniert, wie offenbar exakt Herr von Bödefeld und das Julchen auch über große Distanzen kommunizieren können. Unter Männern besteht ja mehr das stille Einvernehmen, dass Kids erst mit dem Erwerb der Sprache interessant werden. An Tagen wie gestern wird mir klar, dass ich vielleicht nur anders, besser hinhören muss, um die Botschaft zu entschlüsseln, wenn der Bödefelder über seinen Allgemeinzustand doziert.

PapaDoc

Der Autor Thomas "PapaDoc" Guntermann ist gleichzeitig der Namensgeber unserer Kommunikationsagentur, in der wir eigentlich alle zusammenarbeiten. Er gehört zum Gründungsteam dieses Blogs, ist Stammautor und lebt mit seiner Frau und Sohn im beschaulichen Kölner Vorort Hürth (Buuuh).

9 Antworten

  1. Anonymous sagt:

    Sie ist ständig im Dienst, dies übrigens auch beklagt von der eigenen Familie, aber glücklicherweise eine Frau, so dass sie am Alarm in der Stimme der anrufenden Eltern am Telefon weiß wie es weiter zu gehen hat! Also keine Angt vor Abwesenheiten! Bin stets parat!

  2. In den Worten von James Brown “ this is a mens world „

  3. super wie immer geschrieben. Und lustig – wie ebenfalls immer

  4. Christiane Krahe via Facebook sagt:

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