Ein Vater-Kind-Wochenende in der Eifel
Dagegen ist Jurassic Park Kinderkram
Die Idee hörte sich großartig an. „Wir machen ein Vater-Kind-Wochenende in der Eifel“. Nur wir Jungs, ohne Frauen. Natürlich hab ich sofort zugesagt. Versteht sich ja von selbst. Ein komplettes Wochenende voller Blödsinn und hefehaltigen Erfrischungsgetränken. Nur wir sechs Jungs. Ganz allein. Wie früher. Gut, das ein oder andere Kind wird noch dabei sein, aber was ändert das schon?
Ach ja, was war ich doch für ein Narr…
Mit den Vorbereitungen für die Fahrt in die Eifel ging’s schon los. Zwischen mir und meiner Frau entstand eine hitzige Diskussion, ob für diese Reise der Kauf eines Profi-Flachmanns unbedingt notwendig sei. Ich plädierte stark dafür, meine Frau für eine Zeckenzange. Eine Stunde später stand ich in der Apotheke und hörte mir einen Vortrag über die fachgerechte Entfernung der kleinen Biester an.
An irgendeiner Stelle meiner ausgeklügelten Argumentationskette muss ich meine Frau wohl verloren haben.
Da steht ein Pferd auf der Flur
Ziel der Reise war die Glaadter Hütte in Jünkerath. Wobei Hütte hier eigentlich nicht stimmt. Das wunderschöne Haupthaus stammt aus dem Jahr 1904 und ist ein Sahnestück der Gründerzeit. Es bietet den Komfort einer modernen Unterkunft, wurde aber im Stil der alten Zeit saniert – mit Eichenböden, Landhausputz und Stichbogenfenstern. Leider konnte sich meine zweijährige Tochter Carla nicht auf die Schönheit des Hauses konzentrieren, weil sie beim Anblick zweier Pferde spontan anfing zu hyperventilieren. „Ferd, Ferd“, keuchte sie aufgeregt und riss mir dabei fast den Arm ab.
Genau wie ihre Mutter war sie meinen Argumenten gegenüber nicht aufgeschlossen. Es wurde also nichts mit den Jungs getrunken, es ging zu den Ferden.
In der Nähe der Pferdekoppel gibt es einen Fluss. Der Weg dahin ist nicht lang, trotzdem brauchte ich mit Carla 20 Minuten. Das lag aber nur daran, dass sich die feine Dame 17 Minuten davon wütend und weinend ins hohe Gras warf, weil sie partout nicht selbst laufen wollte. Ich hab sie als Erziehungsmaßnahme dann einfach erstmal im Gras liegen lassen. Wozu hat man schließlich eine Zeckenzange dabei?
Alle anderen acht Kinder waren natürlich schon am Fluss und versuchten das Wasser zu stauen. Vorbildlich hörten sie auf die warnenden Worte von uns Vätern, den Fluss nicht zu überqueren. „Denn die Gummistiefel sind niedriger, als das Wasser hoch ist.“
Als wir später das Wasser aus 16 vollgelaufenen Gummistiefeln auskippten, keimte der Verdacht auf, dass der Satz wohl doch etwas zu kompliziert für die Kleinen gewesen sein muss.
Im Schlamm spielen? Ja. Auf pinke Gummistiefel verzichten? Niemals.
Augen auf und durch
Der nächste Tag sollte es in sich haben. Wir fuhren zum Wildpark Daun. Was sich so harmlos anhört, entpuppt sich als würdiger Vertreter von Jurrasic Park. Genau wie im Film fährt man mit dem Auto über Waldwege durch den Park. Links und rechts tauchen wilde Tiere auf, die man aus nächster Nähe beobachten kann.
Freunde, ich sag es ganz offen, das ist nichts für Weicheier. Hier sind echte Naturburschen gefragt. Carla und ich waren so mutig, neben einem Reh anzuhalten. Einem Reh!
Mit Knöpfchen oben!!
Das, meine lieben Freunde, ist Adrenalin pur!
Aber die Scheibe blieb natürlich geschlossen, wir sind ja nicht lebensmüde…
[/caption]Auf einer Aussichtsbühne hatten wir einen perfekten Blick auf das ungehemmte Treiben zweier Lamas. Einem meiner Freunde hat die intime Show anscheinend so gut gefallen, dass er vor Begeisterung seine Brille drei Meter in die Tiefe geworfen hat. Er behauptet zwar steif und fest, sein dreijähriger Sohn hätte sie ihm von der Nase geschlagen, aber für den herbeigerufenen Wildhüter und mich war das eine billige Ausrede.
Der Wildpark Daun bietet noch mehr: Affenschlucht, Flugshow der Falknerei, Restaurant mit Biergarten, Sommerrodelbahn und einen riesigen Spielplatz mit wirklich tollen Rutschen, Hüpfburgen, Trampolinen und Schaukeln. Carla fand zwar alles toll, hat sich aber auf kein einziges der Geräte getraut. Auch nicht mit viel gutem Zureden.
Ganz der Papa, der kleine Schisser. Ich bin geplatzt vor Stolz.
Kurzum: Ein Wochenende in der Glaadter Hütte ist eine absolute Empfehlung. Die Besucher erwartet nicht nur eine prima Küche mit hochwertigen, frischen Zutaten ohne Tütensuppe und Co, sondern auch tolle Räume zum Übernachten.
Ich jedenfalls habe viel mitgenommen aus der Eifel:
tolle Momente mit den Kindern, Nähe zur Natur, Verbundenheit mit den Jungs – und eine originalverpackte Zeckenzange.
Schöner Beitrag.
Kurzer Klugschiss: Das sind keine Rehe, sondern Damwild
Wie schön, mal wieder etwas mehr von dir zu lesen! Ich mag das Alltags-Gedöns