Ahnenforschung: Er kommt ganz auf Papa!
Ja klaaaaaar, je nach Familienzweig hat der Kleine bestimmte physiognomische Parzellen vom Papa oder – wenn‘s denn sein muss – auch von der Mama. Das schöne daran ist, dass ja eh alles noch „rauswächst“. Das meint die Hoffnung, dass auch gröber vererbte Entgleisungen noch der Korrektur des Älterwerdens anheim fallen können. Neulich, als Herr von Bödefelds Bauchnabel noch pflegerische Zuwendung brauchte, hatte ich ein Aha-Erlebnis, was mich ein ganzes Stück weit näher an die familiäre Evolution hat andocken lassen als ich das je für möglich gehalten hätte.
Und das kam so: Puder oder Wundspray? Das war die zentrale Frage nach Trockenlegung. Da mir das langwierige Geklopfe auf der farblich arg Lidl-haften Weleda-Puderdose wenig behagte, knallte ich dem Kleinen – ohne mir was dabei zu denken – zwei satte Sprühstöße Wundspray auf den Wanst. Was dann passierte, kam einer bemerkenswerten Zeitreise gleich: Herr von Bödefelds Stimmung wechselte stakkatohaft von schläfrig-grummelnd über entsetztes Erstaunen hin zu brüllendem Protest. In dem Augenblick, als er da so laut schreiend auf der Wickelkommode lag, habe ich in seinem Gesicht meinen Opa August gesehen, der seit Jahren tot ist. Das mag zum einen an der Frisur (so eine Art Tonsur – heute würde man sagen „Overcut“) liegen, aber auch an der in Falten gelegten Stirn und dem entsetzten Blick. Das alles erinnerte mich fatal daran, wie ich mit 11 Jahren Getriebeöl in den Mofa-Tanks meines Bruders füllte, weil ich diesen heimlich halb leer gejuckelt hatte. Damals kam mein Opa August mit exakt diesem Gesichtsausdruck auf mich zu gerannt, um Schlimmeres zu verhindern. Ein Bild, das sich in mein junges Gedächtnis eingebrannt hatte und just in diesem Moment vorm Wickeltisch wieder zum Vorschein kam.
Den Herrn von Bödefeld konnte ich anschließend wieder für mich einnehmen, er scheint auch nicht nachtragend zu sein (hat er ganz sicher von mir). Und irgendwann werde ich ihm die Sache mit der Flasche mal erklären.
über das Mofa reden wir noch…