Als Anfänger mit Wohnmobil unterwegs – Bloemendaal Camping-Erfahrungsbericht

Corona hat mir den Griechenlandurlaub versaut. Danke für nichts, du S***! Ich hatte mich schon auf Selbstmitleid und Trost Dritter gefreut, aber es sollte anders kommen. Die Aussicht auf drei Wochen Kinderdauerbeschallung brachte mich dazu, aktiv nach Alternativen zu suchen. Wir mussten weg, wir brauchten Abwechslung, anderenfalls hätten meine Frau und ich uns komplett weggeschossen. Da fiel mir unser Blogbeitrag ein, wie man Wohnmobile kindersicher macht und es ging mir ein Licht auf! Gott sei Dank habe ich eine Kollegin, die ein Wohnmobil hat. Für 100 EUR netto/pro Tag mieteten wir uns ihr Gefährt aus dem Hause Weinsberg. Nun hieß es, einen Campingplatz zu finden. Für mich und meine Frau eine Erfahrung, die gänzlich neu war. Die Wahl fiel auf Bloemendaal Camping. Wir haben keine Ahnung von Camping. Wir sind Migrationskinder aus dem IRAN und Griechenland. Wir haben unser ganzes Leben hart gearbeitet, um nicht mehr in Zelten zu leben. Wenn wir jetzt ein Bild aus dem Campingplatz an unsere Großeltern schicken würden, dann würden sie denken, wir seien drogenabhängig und lebten auf der Straße. Das zum Klischee.

Ich schreibe euch gerade aus dem Wohnmobil mit einer Flasche Wein intus. Mal sehen, wo das hier hinführt…

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Der Weinsberg CaraSuite 650 MF Modell 2019 – Keine Werbung, weil kein Geld geflossen ist.
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Ein wenig Camperromantik muss sein.

Deutsche Nordsee oder Holland? Die Qual der Wahl.

Deutsche Nordseeinseln, da wollten wir eigentlich hin, aber es war bereits alles ausgebucht. Auf das Festland hatte ich keine Lust. Aufgeschüttete Strände, die Aussicht auf überfüllte Plätze und eine Warnung eines guten Freundes, brachten uns dazu, Ausschau nach Alternativen in Holland zu suchen. Schwer genug. Die schönen Campingplätze waren bereits völlig ausgebucht. Lediglich Bloemendaal Camping (Link) hatte noch Platz für uns. Das Gute: Der 15minütige Fußweg zum Strand. Das Schlechte: Gar keine Spielmöglichkeiten oder Spielplätz für die Kinder. Es war ein sehr spartanischer Campingplatz, der ansonsten sehr sauber war. Was auch für die Sanitäreinrichtungen galt. Auch da habe ich drei Kreuze gemacht. Meine Frau ist da sehr fimschig.

An einem Tag waren wir im 5 Minuten entfernten Capingplatz De Lakens, der dürfte den meisten bekannt sein. Eine ganz andere Kategorie Campingplatz mit viel mehr Möglichkeiten, die Kinder zu „parken“. Animationsangebote, Supermarkt, Fahrradverleih, Fußballplätze etc. De Lakens hat unendlich viele Möglichkeiten. Wäre Corona kein Thema, seid ihr da genau richtig. Aber in der heutigen Zeit würde ich es nicht machen. Es war einfach zu viel los, weil ausgebucht. Keiner trug Masken, keiner achtete auf den Mindestabstand. Generell geht man in Holland (Stand August 2020) sehr locker mit den Bestimmungen um. Niemand trägt nirgends Masken. Aus dem Grund war der Besuch bei De Lakens – trotz des unglaublich schönen Spielplatzes – eher stressig. Meine Frau und ich waren froh, dass wir bei Camping Bloemendaal genügend Platz und weniger Halligalli hatten.

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Camping De Lakens: Unten spielen die Kinder, oben trinken die Eltern – es könnte so perfekt sein.

Zur Region Camping Bloemendaal in Nordholland

Oh man, was hatten wir für ein Glück – und das in so vielerlei Hinsicht. Erstmal ist der Strand um die Region Bloemendaal ein wahres Prunkstück. Kilometerweiter Sandstrand, minimal Ebbe/Flut, Dutzende Beachbars und sehr gute Anfahrtswege. Vor unserer Nase gab es ein wunderschönes Naturschutzgebiet in den Dünen. Wir hatten uns direkt Fahrräder gemietet. Die gibt es dort für etwa einen 10er pro Tag. Mit dem Fahrrad sind wird dann an jedem Tag an den Strand gefahren. Das konnten wir, denn wir hatten fast ausschließlich Sonne pur zwischen 21-28 Grad. Es war einfach mega. Diese Strände sind wunderschön, die Bars sensationell. Alles ist top, bis auf das Essen. Na ja, Holländer halt. Wer nichts frittiert, isst nichts.

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Ich frittiere, also bin ich!

Dann diese Seemöwen. Die Müllabfuhr des Strandes. Kaum lässt man für eine Sekunde etwas Essbares auf dem Sand liegen (egal was) kommen sie schon angeflogen. Die Dinger essen alles und riechen Futter meilenweit. Echt sympathische Artgenossen. Anfangs waren wir etwas verwundert, am Ende waren wir gute Freunde.

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Hunger!

Die nächst größere Stadt heißt Haarlem. Rund 20 Minuten mit dem Fahhrad braucht man, um dahin zukommen. Eine sehr nette, typisch niederländische Stadt mit einer hohen Tesla-Quote und wahnsinnig schönen Häusern.

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Mit dem Fahrrad von unserem Campingplatz bis in die City Haarlem
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Haarlem – St. Bavo Kirche im Zentrum

Gas, Wasser, Scheiße – die Schüssel zum Erfolg

Unser Wohnmobil verfügte über eine Dusche und eine Toilette, diese zu nutzen hatte jedoch unmittelbare Folgen. Generell ist es so, dass jede Aktion eine Reaktion zur Folge hat. Camping besteht aus 100prozentiger Kausalität. Alles ist miteinander verbunden. Alles was du tust, führt zu einer direkt verbundenen Handlung. Teller fürs Essen müssen umgehend gespült werden; Händewaschen führt zu Abwasser, was geleert werden muss; packst du Essen aus, musst du umräumen und danach beim Einräumen wieder alles auf Anfang stellen. So ist es beispielsweise auch mit dem Duschen. Wenn du das machst, kannst du wieder dreimal zur Wasserstelle trampen, um das Wasserreservoir im Wohnmobil wieder aufzufüllen. Abgesehen davon, dass dieses bereits nach zwei Minuten Duschen aufgebraucht ist. Wer meine Frau kennt, weiß, dass sie in zwei Minuten nur zwei Strähnen abgewaschen hat. Abgesehen davon muss man den Bumms auch sauber machen. Schnell wurde uns klar, dass wir die Duschkabinen vom Campingplatz nutzen werden, die ausreichen groß und vor allem sauber waren. Haken dran!

Da wäre noch die Kacka. Tja, das war so meine schlimmste Befürchtung, aber auch daran gewöhnt man sich. Unter der Toilette befand sich unsere WC-Kassette. Man holt sie täglich raus und kann sie wie ein Rolltrolli zum nächsten Ausguss karren, wo man den ganzen Scheiß nur noch auskippen muss. Eigentlich ganz easy. Der Ekel davor ist völlig übertrieben.

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Fast alles was ihr im Bild seht, muss jetzt gewaschen und entsorgt werden. ( Kausalität)

Camperlife: Routiniers vs. Novizen

Alteingesessene Camper sind die Camper, die man vor den Augen hat, wenn man an ans Camping denkt. Man erkennt sie am Tragen von Caps von irgendwelchen Fußballklubs oder an ihrem Zeitlupengang im Stile eines Bademeisters. Sie haben schon alles erlebt, nichts kann sie schocken bis auf blutige Anfänger, wie wir es waren. Menschen, die die ungeschriebenen Regeln nicht kennen. Grundsätzlich sind die Routiniers sehr angenehmen Zeitgenossen. Sie sind liberal und jeder darf machen, was er will. Das finde ich gut, hat aber zum Nachteil, dass einige Herrschaften ihre Füße in der Spülschüssel des allgemeinen Waschbereichs sauber machen. Ja, ich habe es gesehen. Obwohl es überall Duschen gab, musste er seinen Fuß bis oben in das Spülbecken hieven, um seinen Pilz zu reinigen. Was weiß ich. Wie gesagt: Leben und Leben lassen – bis hin zu potenziellen Ekzemen.

Mein Fazit

Mein Fazit fällt identisch aus mit dem meiner Familie: Sowohl meine Frau als auch meine Kinder fanden den Urlaub sehr schön. Es war eine gute Entscheidung, mit dem Wohnmobil zu verreisen und wir werden es wiederholen. Wir hatten sehr nette Campingnachbarn, hatten tolles Wetter, waren insgesamt sehr langsam unterwegs und konnten maximal entschleunigen. Zwischen Aufwachen und Frühstück lagen teilweise zwei Stunden und keiner hat es gemerkt. Für zwei Tage kam auch meine Schwester mit Family vorbei – Barbecue-Abend inklusive. Echt eine schöne Sache. Dauernd war irgendetwas zu tun und als die Sonne langsam unterhing, konnte man sich sein Bier richtig schmecken lassen. Die Gegend um die Stadt Zandvoort ist nur zu empfehlen, wenn ihr auch etwas Shoppingfeeling haben wollt mit einer Promenade. Mit dem Fahrrad ist man in etwa 15 Minuten da.

Sowohl die Menschen als auch die Region sind wunderschön. So ein Wohnmobil ist auch wirklich Luxus, weil man unabhängig ist. Man hat alles und muss nicht mitten in der Nacht die halb Sieben im Gebüsch machen als Frau. Einfach ins Klo und gut ist!

Wiederholungsgefahr: 10/10, obwohl Griechenland immer an Nummer 1 stehen wird. Sorry, ihr Kaasköppe!

Hier habe ich euch ein paar Impressionen zusammengestellt

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Sonnenuntergang bei uns um die Ecke in Bloemendaal
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Meine Frau und ich gönnen uns was
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Jeden Tag gegen 17 Uhr kam der Eismann in unseren Campingplatz Bloemendaal Camping. Es war sehr lecker!
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Das bin ich.
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Wieder ich im Camperlife bei Bloemendaal Camping
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Kilometerweise Strand. I love it!
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Wir bei De Lakens. Die Kinder spielen unten auf dem Spielplatz wir sitzen und passen oben auf – das Bier kommt gleich.
Father & Son an der Strandbar

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

3 Antworten

  1. Matilda sagt:

    Hallöchen,
    ich muss schon sagen dass ich daran gedacht habe den nächsten Sommer in den Urlaub mit dem Wohnmobil zu fahren. Zuzüglich habe ich da im Hinterkopf einen schönen Fahrradtrip mit meiner Familie entlang der Küste zu unternehmen. Gut dass in dem Wohnwagen den wir mieten wollen auch platz für unsere Fahrräder und den Fahrradanhänger.
    Liebe grüße

  2. Maria sagt:

    Sehr guter Beitrag. Ich überlege mir auch ein Wohnmobil zu kaufen

  3. Eli sagt:

    Ich habe bis jetzt eigentlich auch immer nur in Hotels Urlaub gemacht. Für nächsten Sommer habe ich aber damit geliebäugelt, mal mit dem Wohnmobil zu verreisen. Einfach, weil man damit deutlich flexibler ist. Wenn ich das deinem Bericht richtig entnommen habe, dann scheint die Nordsee was das betrifft ja ziemlich „anfängerfreundlich“ zu sein.

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