Von Helden und Helfern

Unser Follower @9zehn100_8und70 hat uns kürzlich auf den Artikel „Wie soll ein Mensch das ertragen?“ von Marion Treu Aufmerksam gemacht. Marion beschreibt, wie blass unsere Alltagsprobleme werden, wenn man einmal zu Besuch auf der Kinderonkologie-Station war. Auch Lempi hat vor kurzem beschrieben, wie er sich immer wieder dabei ertappt, bei relativ harmlosen Problemen rumzumeckern. Er beschreibt es als Reflex, weil man nicht als Übervater vor anderen Eltern dastehen will:

Dieses Phänomen beobachte ich aber nicht nur fürs Elterndasein. Manchmal habe ich den Eindruck, es gehört zum guten Ton, nur schlechte Töne von sich zu geben: Dann ist der Job zu anstrengend, die Wohnung zu klein und die da oben machen eh nichts für uns hier unten. Der allergrößte Teil der Lebensumstände ist super, den allergrößten Gesprächsanteil machen aber die paar Dinge aus, die vielleicht verbesserungswürdig sind.

Marion schreibt, dass es manchmal gewisser Erfahrungen und Erlebnisse bedarf, um zu erkennen, dass man ein ungeheures Glück hat, wenn Kinder, Eltern und die gesamte Familie wohlauf und gesund sind.

Ich gehe heute demütig, dankbar und ein bisschen beschämt ins Bett. Ich werde versuchen mich öfter an dieses Gefühl zu erinnern und ich werde an die Augen eines kleinen Jungen denken, wenn es mir mal wieder nicht gelingen will.


Das eigene Erlebnisse und Empathie eine große Rolle spielen, sieht man nicht zuletzt bei Guido Westerwelle. Der ehemalige FDP-Parteivorsitzende gab letzte Woche bekannt, an akuter Leukämie erkrankt zu sein. In der ersten Woche nach 
Veröffentlichung der Nachricht, haben bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) 1.980 Menschen über die Website ein Registrierungsset angefordert. Das sind rund 600 mehr als in einem vergleichbaren Zeitraum.DKMS - Ich Bin Dein Vater - Vaterblog

Wie wichtig diese Registrierung ist, wird durch einige Fakten deutlich:

  • Alle 16 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs.
  • Nur ein Drittel aller Blutkrebspatienten findet innerhalb der Familie einen passenden Spender.
  • Jeder fünfte Blutkrebspatient sucht vergeblich einen passenden Spender.

Wenn Mitgefühl zur Spenderbereitschaft führt, ist das eine gute Sache. Die Autoren von „Ich Bin Dein Vater“ sind allesamt bei der DKMS als Spender registriert. Denn das ist das mindeste was man tun kann, um aktiv zu helfen. Wattestäbchen in den Mund, eintüten, wegschicken und so vielleicht ein paar Leben mehr retten. Also direkt anfordern unter http://www.dkms.de/de

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

8 Antworten

  1. Uli sagt:

    Der Aufruf ist super, aber die Verkürzung auf „Wattestäbchen in den Mund und so vielleicht ein paar Leben mehr retten“, der so auch in der DKMS Werbung vorkommt, finde ich immer etwas schwierig. Leben werden nämlich nicht durch Wattestäbchen gerettet, sondern durch die Spende von Stammzellen oder Knochenmark. In letzterem Fall ist das eine Operation unter Vollnarkose mit einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt, für mich durchaus eine „große Sache“.

    Ich finde dessen sollte man sich bewusst sein, ich wüsste ehrlich gesagt nicht ob ich für solch eine Operation bereit wäre, wenn ein entsprechender Brief in’s Haus flattert. Und dann in diesem Moment einen Rückzieher machen, ist ja doppelt schwierig.

    • Babyvater sagt:

      Hi Uli,

      das stimmt nicht ganz. In ca. 80 Prozent der Fälle werden die Stammzellen aus der Blutbahn entnommen. Es ist keine Operation notwendig und man kann die Klinik noch am gleichen Tag verlassen. Bei einer Knochenmarkspende sieht das schon anders aus. Da hast Du Recht. Das muss jeder für sich selber entscheiden.

      Und zum Thema Werbung: Da mache ich gerne mit. Ich bin von der Sache überzeugt und deshalb mache ich auch gerne Werbung dafür.

      Vg, Babyvater

      • Uli sagt:

        Richtig, aber man sollte laut DKMS generell für beide Verfahren bereit sein. Wenn man „Pech“ hat, kann ein Patient nur durch eine Operation gerettet werden und das dann abzulehnen fände ich schon schwierig.

        • Der Ausdruck „keine große Sache“ stand ja in meinem Kommentar. Ja, es war sogar eine Knochenmarkspende mit Vollnarkose und allem damit verbundenen Unannehmlichkeiten inkl Schmerzen.
          In Relation war es aber eben nicht groß. Das kleine Mädchen muss ungleich mehr Schmerzen und Leid erfahren haben.
          Ich wünsche mir, dass uns auch jemand hilft, wenn uns böses widerfahren sollte.

          Davon unabhängig, sollte sich jeder natürlich selber vorher Gedanken machen, ob er dazu bereit wäre. Wenn das nicht so ist, ist es auch in Ordnung und muss respektiert werden. Man nimmt schon mehr als nur ein bisschen Mühe auf sich, geht gesund in ein Krankenhaus herein und verlässt es deutlich geschwächt. Das ist wahr.

  2. Kerstin sagt:

    Ich bin jeden Tag dankbar, gesunde Kinder zu haben. Meine Hochachtung gilt denen, die täglich auf den Stationen der Kliniken für die Kinder da sind, die dieses Glück nicht haben.

    Ich habe mich 2001 typisieren lassen. Gemeinsam mit meinem damaligen Freund. Heute ist er mein Mann und wir bekommen hin und wieder anonymisiert kleine gebastelte Karten von einem kleinen Mädchen aus GB.
    Vor fast drei Jahren spendete ihr mein Mann Knochenmark.

    Die Dankbarkeit in ihren Briefchen fühlt sich komisch an, denn es ist eigentlich keine große Sache für den Spender. Aber es ist eben eine verdammt große Sache für den Empfänger und seine Familie. Die Sache.

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