Romantisch Essen mit Kind

Ach, was haben meine Frau und ich schon alles ausprobiert: Bücher, Bastelutensilien, Handys, Tablets, Musik, pseudopädagogische Imperative – nichts klappte. Die Rede ist vom Restaurantbesuch mit Kind.

Die aus früheren Zeiten erlernte „Lass mal etwas Essen“-Spontan-Mentalität endete mit der Geburt unseres Kindes abrupt, ohne Vorwarnung und Abschiedskuss. Die wettkampfspezifische Ausdauer wurde aus unserem Leben verbannt. Die jetzigen Mahlzeiten außer Haus gleichen eher einer Nahrungsaufnahme bei der Fremdenlegion denn einer Genussexplosion mit Verve. Jede Sekunde des Wartens auf das Essen ist ein weiterer Schritt Richtung Eskalation. Wann steht das Kind auf? Wann meckert es rum? Wann schaltet es auf Durchzug? Es ist ein Spiel auf Zeit.

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Wenn du nicht weiter weißt, mach ein Spiel draus!
Ich habe es geschafft, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Wie genau? Natürlich mit einem Spiel. Uns Vätern wird ja immer nachgesagt, wir würden „nur“ mit dem Kind spielen und es nicht erziehen. Ganz im Ernst: Was gibt es denn wichtigeres, als mit seinem Kind zu spielen? Unser Restaurant-Spiel heißt „romantisch Essen“. Zum romantischen Essen gehören eine Kerze (checkt ab, ob das Restaurant Kerzen auf dem Tisch hat!) ein kleiner Tisch, zwei Stühle und ein kinderfreundlicher Service. Bei einem romantischen Essen darf man nicht aufstehen, wenn das Essen auf dem Tisch ist. Vorher gibt es Ausnahmen. Am Ende der Mahlzeit darf das Kind die Kerzen ausblasen.

Bereits auf dem Weg zur Taverne sollte man seinem Kind mit einer bestimmend-flüsternden Betonung auf „roooomantiiiiisch Ääääähhhssen“, in die dafür vorgesehene Stimmung versetzen. Die Ritualisierung des romantischen Essens ist essentiell. Wenn es hier Probleme auftreten, das Kind nicht drauf anspringt und auch sonst einfach kein Bock hat, dann lass es!

Ganz ehrlich, das Spiel ist banal, aber es funktioniert! Meine Tochter sitzt da, isst ihren Teller auf (!) und am Ende pustet sie die Kerze aus. In der Regel sind wir eine Stunde beim Griechen in Köln-Sülz! Ohne Tablet, Smartphone, Kinderspielzeug, Ausmalaktionen und dem ganzen Pipapo. Ausnahmsweise durfte letztens meine Frau am romantischen Dinner teilnehmen. Auch das klappte. Der kleine Tisch blieb, es kam nur ein weiterer Stuhl dazu.

Auf meine Frage, ob wir denn nochmal romantisch essen gehen sollen, antwortete meine Tochter „Ja, aber ohne Mama!“. Das ärgerte meinen Silberrücken etwas, aber ich fand es witzig.

Das Spiel hat einen weiteren positiven Long-Tail-Effekt: Die Messlatte für spätere Beziehungspartner wird sehr hoch gesteckt! Ein romantisches Date erfordert nämlich Manieren!

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

4 Antworten

  1. Astrid sagt:

    Hihi! Hervorragende Idee. Bei diesem Griechen auch super möglich. Teste ich demnächst auch mal aus.
    Mit unserem Sohn spielen wir auch gerne fang den Fisch oder wer sieht das erste Sushi mit Thunfisch für Mama ein paar Häuser weiter.
    Wobei wir auch einen sehr romantischen und ruhigen Brunch bei „The Kidchen“ hatten.

  2. PapaDoc sagt:

    #AUFSCHREI Das Kind isst Pommes? #AUFSCHREI

  1. 30. März 2016

    […] DAS.STRESST.MICH! Ich bin halt nicht so romantisch veranlagt, wie Babyvater, wenn er seine Tochter ins Restaurant ausf… […]

  2. 6. Februar 2020

    […] Leser unseres Blogs kennen schon meine romantischen Dinner, die ich seit Jahren mit meinen Kindern zelebriere. Das habe ich jetzt quasi auf eine andere Ebene […]

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