Gastbeitrag: Das Leben eines PuberDads


Es ist an der Zeit, den vier Kölner „Jungvätern“ von „Ich Bin Dein Vater“ schon mal einen Vorgeschmack darauf zu geben, was sie nach der Windelzeit erleben dürfen:
Meine Kinder sind 21. Allerdings in Summe: Mein Sohn spielt aktuell mit der Nummer 9, befindet sich also im Sturmzentrum. So sieht auch seine Hose nach der Schule aus. Ich glaube, die spielen Rugby an der Grundschule?! Aber nun ja. Meine Tochter spielt momentan mit ihrer 12 mal hier, mal da. Sie wechselt halt immer öfter und vor allem sehr überraschend die Position. Wenn ich gelassen bin, was mir als Vater mit 50 noch ausreichend oft gelingt, sage ich: „Jetzt kommen sehr spannende Jahre.“ Im nächsten Moment beschleicht mich allerdings ein deutliches Unbehagen, dass die Pubertät so gar nicht lustig wird, und am Ende verliere ich noch mein kleines liebes Mädchen, weil sie ja unbedingt zur Frau mutieren muss. Aber stolz wie Bolle bin ich natürlich auch… ach ja, seufz!

Da war doch noch die 21. Früher war man da erst volljährig. Heute scheint sich das gedreht zu haben. Von den Themen her mindestens auf 12. Meine Eltern hätten sich nicht von einem Zwölfjährigen die Funktionsweise von Smartphones erklären lassen müssen, beziehungsweise von einem Neunjährigen anhören, dass er zur nächsten Englischstunde noch sein Portfolio erstellen soll. „WAT IS LOS?!“, wie man es im Ruhrgebiet, meiner Wahlheimat, brüllen würde. Mit Portfolios habe ich mich erst mit Ende Zwanzig beschäftigt, als ich meine Selbstständigkeit plante. Meine Tochter hingegen beschäftigt sich gerne mit Datenkontingenten, W-LAN-Problematiken, oder diskutiert mit Leidenschaft über Stilistiken bei der Inneneinrichtung. Gleichzeitig schreitet mein Held mit 9 durch meine Agentur und erklärt meinen Mitarbeitern charmant wie er nun einmal ist, dass er später nach seinem Studium für Alte Geschichte hier Geschäftsführer wird. Übrigens sagte er das schon, da spielte er noch mit der 6.

Übrigens gibt es Eltern, die bereits beim Eintritt in den Kindergarten über die möglichen Studienplätze ihrer Sprösslinge schwadronieren. Das ist kein Witz! Wenn man sich dann outet mit dem Kommentar (wie ich es getan habe), dass ich ja noch gar nicht wüsste, ob mein Kind in sieben Jahren eine Gymnasialempfehlung bekommt, starb der soeben begonnene neue Sozialkontakt, bevor er überhaupt richtig starten konnte.

Pisa-Schock, Lernstandserhebungen, G8 und vor allem ganze Armeen von Helikoptereltern, die entweder mit ihren Kindern die eigenen Defizite oder zumindest die in ihrer Altersvorsorge kompensieren wollen, sind zunehmend auf dem Vormarsch. Lasst die Kinder doch wieder Kinder sein! Wenn sich Zehnjährige in Outfit und Wortwahl nicht mehr von ihren Akademiker-Eltern unterscheiden, dann läuft hier einiges aus dem Ruder. Da freue ich mich doch über meinen vermatschten Neuner mittags auf dem Bolzplatz nach der Schule. Es geht auch ohne Chinesischkurs oder Stimmbildung für den Bachchor.

Liebe Freunde von „Ich bin dein Vater“, da rollt was auf Euch zu! Es braucht starke Nerven. Genießt die Zeit, in der ihr noch zwischen Wickelkommode und Maxi Cosi hin und her träumen könnt.


PuberDad ist ein langjähriger Freund und Geschäftskollege von uns. So wie wir, arbeitet auch dieser Herr in der Kommunikationsbranche. Unser Enthusiasmus für Vaterthemen teilt der gebürtige Norddeutsche, und noch wichtiger, auch unsere glühende Fußballeuphorie . Nur leider für den falschen Verein: den BVB. Wir begrüßen dich recht herzlich und wünschen dir eine sanfte Landung im Gestrüpp der Familienbloggerszene!

2 Antworten

  1. Sven sagt:

    oh ja, starke Nerven braucht man und vieeeeeel Kaffee. Aber auch mal, wie richtig geschrieben, alle Viere gerade sein lassen und die Kinder genießen. Sie werden ja sooo schnell groß.

  1. 1. Oktober 2017

    […] Das Leben eines Vaters mit einem pubertierendem Kind – von Puberdad http://ichbindeinvater.de/puberdad/ […]

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