Online-Dating

Gestern hatte ich ein Date: Wir hatten uns online kennengelernt. Sie hatte sich auf eine Anzeige von mir gemeldet. Nach einem Blick auf ihr Profil und zwei kurzen Nachrichten war klar, dass wir uns kennenlernen müssen. Denn obwohl sie deutlich jünger ist als ich, hat die Chemie direkt gestimmt. Sie studiert noch, was bedeutet, dass sie eigentlich immer Zeit hat, wenn ich sie brauche. Und Erfahrung hat sie auch – perfekt! Das Date lief dementsprechend: Nach einer kurzen Aufwärmphase musste ich eigentlich gar nichts mehr machen, außer mich zurückzulehnen! Denn meine liebe Tochter und ihre neue Babysitterin verstanden sich auf Anhieb prächtig!

Mit Kind ändert sich ja so ziemlich alles im Leben – auch die Dating-Seiten, die „Mann“ so besucht. Bestimmten vor gar nicht allzu langer Zeit noch die angesagtesten Singles von Parship, neu.de oder Elitepartner unseren Pausentalk im Büro, klickte ich mich neulich durch ganz andere Profile: Ich suchte nämlich keinen anspruchsvollen Single, sondern einen Babysitter mit Niveau.

Der Grund: Die Familien von meiner lieben Frau und mir wohnen leider gut 100 Kilometer entfernt von uns. Das ist für einen Wochenendbesuch keine große Distanz, aber wenn man einfach mal wieder ins Kino gehen möchte oder die zwei Stunden zwischen Kita-Ende und Feierabend überbrücken muss, ist das schon eine mittelschwere Weltreise. Vor ein paar Monaten haben wir dem Blog von Betreut.de ein kleines Interview gegeben und deswegen war es für mich naheliegend, dieser Dating-Plattform für Familien bei der Babysitter-Suche eine Chance zu geben – insbesondere, weil die Betreiber so nett waren, uns die Suche zu sponsern.

Kleiner Exkurs ins männliche Gehirn: Männer benutzen alle Online-Plattformen unabhängig vom Einsatzzweck offensichtlich gleich, nämlich primär fixiert auf visuelle Reize. Das ergaben unabhängige Tests in diversen, ausschließlich männlich besetzten Test-Gruppen. Meine Frau war trotzdem nicht damit einverstanden, die künftige Betreuungsperson des Kinds ausschließlich anhand von Profilfoto-Vergleichen auszuwählen. Nun gut…

Zurück zum Thema: Das Erstellen der Suchanzeige fühlte sich irgendwie komisch an: Wollen wir unsere Tochter wirklich jemand Wildfremdem anvertrauen? Ja, wollen wir, aber nur „wenn die Chemie stimmt“ zwischen uns und dem Babysitter. Genau das schrieben wir dann auch in die Annonce. Sympathie sollte entscheiden, nicht Polizei-Führungszeugnisse und Referenzschreiben vorheriger Arbeitgeber (ja, diese Unterlagen erwarten dort einige Suchende von den Bewerbern!). Am Ende lief die Nummer dann weitaus entspannter als ich vorher erwartet hätte: Anzeige geschaltet, zirka 20 Bewerbungen erhalten, davon mindestens fünf von sehr sympathischen und geeigneten Interessenten, mit zweien getroffen und direkt beim ersten Gespräch hatten wir ein super Gefühl! Der Job war gleich vergeben. Dass uns unser Gefühl nicht betrogen hat, hat der gestrige erste gemeinsamen Kennenlern- und Spieltermin bewiesen und ich freue mich schon darauf, bald mal wieder ein entspanntes Date zu zweit haben – und zwar mit meiner lieben Frau!

Lempi

Der Autor Thomas "Lempi" Lemken ist Papa von zwei Töchtern. Das bedeutet: Als einziger von uns lebt er mit gleich drei Frauen unter einem Dach. Neben seiner Funktion als Leithammel, ist er Gründungsmitglied, Stammautor und Lektor unseres Blogs.

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