Gastbeitrag: Baba-Sohn-Stereotypen-Tag (BabaDjango Blog)

Baba Django ist ein Vaterblogger aus Köln. Er bezeichnet sich selbst als Kanakenvater und arbeitet hart an seinem Image als knallharter Babo, der tagsüber erzieht und nachts vertickt! In Wirklichkeit ist er Perser und der Perser an sich isst gerne und schwingt mit den Hüften. Vor einiger Zeit ist uns Baba im Netz aufgefallen und ich habe ein paar Artikel auf seinem noch jungen Blog http://babadjango.de/ gelesen. Der „VIP-Flüchtling“ schreibt über Baby-Hamams, Baby Mafia, Functioonaaaal-Fitnesstraining der Neuzeit und über Babys, die sich in seinem Brusthaardschungel verlieren. Wir fanden seine Postings erfrischend anders. Seine Gangster-Attitude kaufen wir ihm aber spätestens seit seinem Besuch in unserer Agentur nicht ab. Er ist ein liebenswerter, gut erzogener, sehr freundlicher Mensch. Eigentlich wie alle Perser die wir kennen. Viel Spaß beim Lesen seines Gastbeitrags!


Baba Django ganz persönlich im Alltag

Morgens – Einkaufen mit Kind

Es sollte ein cooler Tag für mich und Baby Django werden. Es endete damit, dass ich fast in den ‚Breaking-News‘ von n-tv erschienen bin. Später mehr dazu…

Nachdem Baby Django aufgewacht war, gab ich ihm einen Proteinshake, wickelte ihn, und packte seine Wickeltasche (Anmerkung: Ich warte auf den Tag, bis ein Designer auf die Idee kommt, coole Wickeltaschen für Väter zu designen). Naja, so schulterte ich die bunte Oilily-Tasche, packte den Kinderwagen ins Auto und fuhr los. Ich wollte mir in der Stadt neue Sneaker kaufen. Das war der Plan.

Der Zeitansatz für einen Innenstadttrip früher ohne Baby: halbe Stunde.
Zeitansatz mit Baby: mindestens zwei Stunden, plus eine Stunde Vorbereitungszeit.

In der Regel läuft ein Männereinkauf so ab:

  1. Ins Geschäft gehen
  2. anprobieren
  3. kaufen
  4. ciao

Mit einem Baby verläuft der reine Kaufvorgang im Geschäft erstaunlicherweise noch schneller.

  1. Ins Geschäft gehen
  2. Schuh angucken
  3. Kind schreit
  4. Blind kaufen nach dem Motto: Egal, wird schon passen.

„Warum schreit er eigentlich wieder?“, dachte ich mir im Foot Locker. Der Grund lag in der Butze: Das war ja klar, dass er wieder Kacki gemacht hatte. Jetzt muss ich nur noch einen geeigneten Ort zum Wickeln finden.

Im Foot Locker kurz die T-Shirts auf der Auslage wegräumen und ihn einfach schnell im Laden wickeln? Keine gute Idee.

Die Parkbank in der Fußgängerzone? Auch keine gute Idee.

Also gehe ich wieder mit Baby Django und seinem ‚Survivalequipment‘ zurück in Richtung Einkaufspassage. Mir ist aufgefallen, dass es dort diese kundenfreundlichen Toiletten gibt, wo immer ein Mann oder eine Frau auf einem Klappstuhl vor den Toiletten sitzt. Auf dem Plastiktisch liegt immer ein Schälchen mit höchstens zwei 50 Cent Stücken. Als ob da keiner Geld hineinwirft. Deren Toilettenbusinessplan habe ich bereits durchschaut.

Ich hatte aber andere Sorgen. Ich musste einen Wickelraum finden. Als mir der gute Mann auf dem Stuhl sagte, dass der Wickelraum in der Frauentoilette ist, wurde mein Mund trocken und ich spürte plötzlich den kalten Schweiß auf meinem Nacken.

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No-Go-Area für bärtige Männer?

In diesem Moment musste ich an Janni denken, als er mit seiner Tochter vor dem Männerduschraum stand. Einerseits war ich verzweifelt, andererseits gab es keine Alternativen. Also betrat ich die Frauentoilette. Von diesem Zeitpunkt an, nahmen meine Augen alles in Zeitlupe war. Das Gute an Frauentoiletten ist, dass man mit gutem Timing vielleicht gar nicht auf eine Frau trifft. Auf der Männertoilette ist es aufgrund mehrerer ‚Entsorgungsmöglichkeiten‘ etwas schwieriger. Die Pissoires locken für ein kurzes Verweilen. In der Regel gibt es ja keinen Grund, warum eine Frau eine Männertoilette betreten sollte. Es sei denn, man ist auf einem Festival.

Es musste ja so kommen, wie es kommen musste. Während auf die Wickelkabine zusteuerte, hörte ich Stimmen hinter den verschlossenen Türen. Ah, deswegen gehen Frauen immer zu zweit auf die Toilette. Ich fühlte mich richtig unwohl. Plötzlich öffneten sich zwei Toiletten-Kabinen und zwei Frauen erstarrten bei meinem Anblick. Im ersten Moment nimmt man ja nur das Gesicht wahr, dann realisiert man die Umgebung. In diesem Augenblick wich ich den Stempeln, die gegen meine Stirn flogen, aus. Ich fühlte das Unbehagen, das in mir aufstieg und zeitgleich wurde mir bewusst, wie unangenehm die ganze Situation war. Obwohl ich kein Täter war und lediglich die Kackiwindel meines Sohnes wechseln musste, fühlte ich mich wie einer… So wie ich aussehe, Kanake mit Bart, ist es in Köln nach Silvester sowieso schon schwer, ohne Vorurteile begegnet zu werden. So stand ich versteinert da. Mit gesenktem Kopf grüßte ich schnell und verschwand devot mit Baby Django im Wickelraum.

Schade, dass die meisten Wickelräume so konzipiert sind wie sie sind. Ich würde neutrale Räume bevorzugen. Denn wenn ich als Vater Stress habe, projiziert sich das auf mein Kind. Ich sollte die Wickelraumpartei gründen.

Nachmittags – Please, do not leave your baggage unattended

Nach dem Wickelraumschock wollte ich mit einem Kumpel und seinem Sohn den schönen sonnigen Nachmittag genießen und mit 2-3 Cuba Libres den zweiten Teil des Tages im Freibad ausklingen lassen. Frau Jot, meine Göttergattin, gönnte sich derweil eine Kosmetikbehandlung. Läuft bei ihr.

Wir entschieden uns für das Familienbad De Bütt in Hürth. Ein sehr schönes Bad. Vor allem ist es für die Futzis sehr warm.  Nachdem die Kleinen ihre Surfstunde hinter sich hatten und gefühlte 1000-Mal von uns Haivätern aufgefressen worden waren, traten wir langsam den Heimweg an.

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Natürlich waren die Babys total übermüdet. Baby Django fing an zu schreien und ich war dabei, mir meine Kleidung über meinen halbtrockenen Körper innerhalb von 20 Sekunden anzuziehen. Ich hasse es, Baumwolle über meinen feuchten Körper überzustreifen. Bahh. Egal, da musste ich durch.

Ich habe die nassen Handtücher, Duschgels und Adiletten in den Trolley gestopft und Baby Django auf den Arm genommen. Als wir den Eingangsbereich verlassen wollten, war es ja klar, dass wir nachzahlen mussten. Dann hat der Kleine von meinem Kumpel geschrien und irgendwie haben wir die Nerven verloren und wollten einfach nur noch raus. Als ich zu Hause angekommen war, dachte ich mir beim Entladen des Autos nur „Hmm, irgendwas fehlt hier?! Scheisse, scheisse! ich habe den Trolley im Schwimmbad vergessen!“. An und für sich ja nichts Weltbewegendes, aber in der aktuellen Lage könnte es ein Problem werden. Im Hauptbahnhof wird ja auch alles evakuiert, wenn da ein herrenloser Koffer herumsteht. Ich sah mich schon in den Nachrichten, wie sie die Überwachungsbilder des Schwimmbads veröffentlichten. Nicht, dass meine halbnasse Glatze und mein komplett nasses T-Shirt als nervöser Schweiß interpretiert und das fluchtartige Verlassen des Schwimmbads falsch gedeutet werden könnte. Auch mein Bart und südländisches Aussehen trieb mir die Sorgenfalten auf die Stirn. „Ich kann alles erklären!“, hörte ich mich selbst verteidigen. Im anderen Moment sah ich mich in einem kahlen Raum, wo nur ein voller Wassereimer und ein Handtuch auf dem Tisch standen. CIA-Guantánamo-Paras. „Alter, warum passiert immer nur mir sowas?!“, haderte ich innerlich.

Scheiße, schon wieder fühlte ich mich schuldig, obwohl ich nur einen Nachmittag mit meinem Sohn im Schwimmbad verbringen wollte…und das in Zeiten, wo man in anderen deutschen Kleinstädten als (Ex-)Flüchtling einem Ex-Häftling bzw. Sexualtäter gleichgesetzt wird und das Schwimmbad nicht betreten darf. Ein Glück, dass sie mich hineingelassen hatten, wie früher, wenn man sich gefreut hat, dass man als Kanake in die Disko durfte. „Sorry, aber mit den Sportschuhen können wir dich nicht hineinlassen, wir haben heute einen Dresscode im Club. Heute nur mit feinen Schuhen!“- Was? der Penner vor mir hatte die ersten Chucks Anno 1910 an und durfte rein und ich mit meinen feinen, glänzenden, nigelnagelneuen Smokingschuhen aus der Keupstraße musste wieder zu DJ Jordan in die iranische Disko???

Als ich im De Bütt anrief, ging keiner dran. Ich wurde nervöser. Nachdem ich dann nach einer gefühlten Ewigkeit jemanden erreichte, berichtete mir die Person, dass der nette Putzmann – übrigens auch ein Kanakenbaba – den Koffer in Verwahrung genommen hatte. Bester Mann. Er hat mir den Tag gerettet und mich vor dem Gefängnis bewahrt. Ich hätte meine Familie echt vermisst.  Dem gebe ich das nächste Mal auf jeden Fall ein Eis aus, vielleicht auch ein Chai.

Fazit: Mein Bart hätte mir den Tag ruinieren können.

Haariger Besuch bei uns

LeJeck

Der Autor Janni "Babyvater" Orfanidis gehört zu unserem Stammpersonal und ist einer der Gründer von "Ich Bin Dein Vater". Der gebürtige Kölner ist Ehemann, Kommunikationsberater und Vater von zwei Kindern (2011|2016). Aber ansonsten geht es ihm eigentlich ganz gut.

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