Elternzeit sometimes sucks (Gastbeitrag)

We proudly present our new Gastautor: Stephan Noller ist der Einzige von uns, mit einem eigenen Wikipedia-Eintrag. Eigentlich dulden wir keine Götter neben uns, aber als wir über seinen genialen Beitrag über Smartphones in der Schule gestolpert sind, mussten wir ihn umgehend kontaktieren. Wir haben dreist gefragt, ob er nicht Lust hätte, mal für unser bescheidenes Blog zu schreiben. Es hat sofort zwischen uns gefunkt, anderes kann man sein spontanes „Ja“ nicht erklären! Wir hoffen, dass er noch weitere Artikel in der Hinterhand hält. Bei seinem Wissen mit vier Kindern schlummert garantiert einiges im Verborgenen!

Wenn Ihr mehr wissen wollt, dann klickt euch durch seinen Twitter-Account oder besucht sein Blog.


Gestern kam meine Frau von der Arbeit zum Mittagessen zurück. Ich hörte den Schlüssel im Schloss, die vertraute Stimme und konnte mir schon am Geräusch ihrer Schuhe ihr cooles Arbeits-Outfit vorstellen, und die super-intellektuelle Brille, die sie noch viel attraktiver macht.

Ich selbst saß in dem Moment mit dem Baby auf dem Schoss am Küchentisch und war vor allem damit beschäftigt, ihm diverse Spielsachen immer wieder anzureichen, die rechts und links nach unten gepfeffert wurden. Kurz davor hatte ich Brei gekocht, gefüttert und die gröbsten Verunreinigungen an meiner eigenen Kleidung abgewischt.

Nebenbei lass ich die ADAC Motorwelt weil grad nix anderes auf dem Tisch lag, und meine Aufmerksamkeits-Spanne noch nicht mal ausreichte dort einen ganzen Artikel am Stück zu lesen.

Versteht mich nicht falsch, Elternzeit ist wirklich großartig. Ich liebe es Zeit mit meinem Kind (bzw. den Kindern) zu verbringen und könnte mich stundenlang darin vertiefen mit dem Baby Quatsch zu machen und seine schrittweise Eroberung der Welt zu begleiten. Ich koche auch gerne Brei und Füttern ist immer noch ein emotionaler Moment, insbesondere da bisher komplett gestillt wurde und ich auch ein bisschen Autonomie erobere im Umgang mit meinem Kind, indem ich es jetzt selbst füttern kann. Ich hab auch kein Problem damit Wäsche zu machen (manchmal ist das sogar sehr meditativ), die Spülmaschine dreimal am Tag ein- und auszuräumen und permanent irgendwie Essen zuzubereiten und wegzuräumen sowie Klagen über unappetitliches Essen entgegenzunehmen (wir haben 4 Kinder) oder zurückgebrachte Pausenbrote in den Müll zu befördern (und dabei zu versuchen Optimierungsmöglichkeiten abzuleiten).

Und – ich habe bisher immer viel gearbeitet und von den anderen Kindern gerade am Anfang zu wenig mitbekommen – daher bin ich jetzt sehr dankbar wieder viel mitzubekommen, und manchmal sogar die zentrale Person zu sein, die am besten erkennt, was das Kind gerade braucht und wann es wieder schlafen muss oder die Windel voll ist.

Aber – es ist manchmal auch auf eine schreckliche Art unterfordernd und eintönig immer nur Quatsch-Grimassen zu schneiden oder anderweitig debile Dinge zu tun, um das Baby bei Laune zu halten. Oder anders gesagt: mir fehlt die Arbeit, der Kontakt zu Gleichgesinnten, zu ERWACHSENEN! Und kommt mir jetzt bitte nicht mit Pikla- oder Pekip oder sonstigen Elternversammlungen, das ist es nicht. Arbeit heisst ja auch gestalten, etwas „schaffen“ und gefordert werden – das kann mir die Pikla-Gruppe leider nicht bieten.

Mir ist es jedenfalls ein Rätsel wie Menschen – meistens ja immer noch Frauen – es schaffen jahrelang nichts anderes zu tun, als die Kinder zu hüten. Ich habe aber auch grossen Respekt davor (zumal das ja oft gar nicht auf einer freien Entscheidung beruht). Ich könnte das offenbar nicht. Und ich verstehe jetzt auch nochmal viel besser, warum meine Frau bei den beiden vorherigen Kindern schon nach wenigen Monaten unbedingt wieder arbeiten wollte – wenigstens ein bisschen.

Stephan Noller

Unser Gastautor, Stephan Noller, 45, Psychologe und eigentlich Internet-Unternehmer lebt mit 4 Kindern und Frau in Köln. Zur Zeit ist er in Elternzeit. Stephan Noller ist der Einzige von uns, mit einem eigenen Wikipedia-Eintrag. Eigentlich dulden wir keine Götter neben uns, aber bei ihm machen wir eine Ausnahme.

4 Antworten

  1. Tina sagt:

    Ja, ich kenn‘ das. Ich hatte bei beiden Kindern das Ende der Elternzeit herbeigesehnt. Nach einem Jahr daheim war ich mehr als reif. Endlich wieder das tun, das ich gelernt habe, immer gerne getan habe und Anerkennung dafür bekommen. Ja, die Zeit mit den Kindern ist schon schön. Aber so wie meine Mutter, die seit meiner Geburt immer daheim war … nö.
    Zum letzten Absatz möchte ich noch sagen, dass viele Mütter das eigentlich auch gar nicht wollen. Aber bei vielen würden die Kosten für die Kita alles Geld verschlingen, das sie in ihrer Arbeit verdienen würden. Also bleiben sie daheim.
    LG, Tina

  2. Sina Maria sagt:

    Elternzeit ist die schönste Zeit. Mich erfüllt es Tag für Tag und ich bin froh meine Kinder bei jedem Schritt begleiten zu können. Mein Mann beneidet mich dafür, er würde gerne mehr Zeit zu Hause verbringen. Aber leider muss ja irgendwie das Geld reinkommen.

    Lg

    Sina Maria

  3. Interessant, wie der Autor der attraktiven Geschäftsfraugattin am Eingang entgegenhechelt. Dann viele operative Handreichungen im Umfang mit einem Kleinkind beschreibt, von der direkten Interaktion mit seinem Kind allerdings nichts (Berichtenswertes) weiß. Armer Kerl. Ich denke, es wäre besser für ihn, weiter an seinem Wikipedia-Eintrag zu feilen.

  4. Stefan sagt:

    +1

    Ich verbringe (leider) zu selten Zeit mit den Kindern (meine Frau sagt häufig, dass ich mich später darüber ärgern werde) – und wenn wir das tun, ist es total schön. Trotzdem rotieren mir dabei immer so viele spannende andere Dinge im Kopf … beruflich, organisatorisch, privat, … deshalb nenne ich die Zeit mit den Kindern oft „geistigen Leerlauf“. Das kann *mal* ganz schön sein, aber auf die Dauer teile ich die o.g. Bewunderung für jene, die das als Dauerzustand akzeptieren können.

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