Warum Herr von Bödefeld plötzlich so aussah wie einst Chiara Ohoven

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Es war der letzte Freitagabend im Familienhotel im Kleinwalsertal.  Wir waren mit dem quietschenden Bündel Lebensfreude im Pool gewesen, das Julchen ist mit ihm beim Zwärg Bartli im Spielereich des Hauses gesessen, es gab mit den anderen Kindern ein gemeinsames Abendessen. Und ob der ganzen Eindrücke war der junge Herr zwar hundemüde, drehte aber noch mal so richtig schön hoch. Das ist ja ein höchst bemerkenswerter Zustand, in den sich Ältere nur noch mit Hilfe justiziabler Substanzen versetzen können. Bei Kids ist das alles noch legal und der HvB lief die gerade erst erlernten selbständigen Schritte, neugierig und stolz zwischen den Tischreihen rum.

Es kam, wie es kommen musste: ein kurzes Wanken, ein helfender Griff an die Tischdecke, ein Sturz, Stille und dann ein Schreien, das in Elternohren sofort den „Größt Möglichen Alarm“ (GMA) auslöst.

Und es kam schlimmer

Blut, verschwundene Milchzähnchen, noch mehr Blut, eine dicke Lippe und ganz viele Tränen. Das alles suchte in meinem verzweifelten Hirn nach plausiblen Zusammenhängen und vor allem Abhilfemöglichkeiten. Ich dachte der Zahn sei abgebrochen. Heerscharen von Kindern pflügten – auf der Suche nach Milchzähnchen – unter den Tischen im Speisesaal rum. Ergebnis: null.

Was meine laienhafte Diagnose ergab, war eine sichtbare Lücke in der eh noch recht rudimentären oberen Zahnreihe des HvB. FUCK hämmerte es in meinem Hirn, HOLY FUCK – was ist denn jetzt zu tun? In einem lichten Moment rief ich Marco an, seines Zeichens Freund, Nachbar, Oralchirurg und Beruhiger prima Categoria.

Offenbar hatte sich der kleine Typ beim Sturz zwei Milchzähnchen zurück in den Oberkiefer gerammt. Als ich das hörte, zogen sich meine Eingeweiden kurz zusammen – das muss doch weh tun, dachte ich. Tut es wohl auch. Allerdings sehen Kiefernchirurgen und Kinderzahnärzte diesen Anblick recht häufig. „Alles nicht so tragisch, etwas Schmerzmittel und schlafen lassen“ sagte Marco, die kommen sehr wahrscheinlich von alleine wieder raus.

Faszinierend!

Bei Kindern läuft das also fast so wie bei manchen Reptilien. Die reingerammten Milchzähne wachsen einfach wieder neu raus! Ganz starke evolutionäre Einrichtung, finde ich. Es hat so etwas … Beruhigendes. Was mich allerdings seit diesem Freitagabend im Kleinwalsertal auch beschäftigt, ist meine neu ausgeprägte Angst vor Unfällen des HvB.

Dieses traumatische Erlebnis lehrt mich Folgendes über das Leben mit Kind:

  • Ein verletztes Kind ist schlimmer als eine eigene Verletzung.
  • Das Gleichgewicht zwischen Beschützen wollen und Loslassen wollen existiert nicht.
  • Vorwürfe macht man sich anyway (auch zurecht ;-)).
  • Im Müdigkeitsmodus: immer ins Bett packen, auch bei scharfen Protesten.
  • Die Evolution kann was.
  • Die Kinderpsyche ist genial: bei Trost, Zuwendung und Ablenkung vergessen sie Unfälle unglaublich schnell und lächeln sogar wieder, wenn man Quatsch mit ihnen macht.
  • Etwas Schokolade geht IMMER.

PapaDoc

Der Autor Thomas "PapaDoc" Guntermann ist gleichzeitig der Namensgeber unserer Kommunikationsagentur, in der wir eigentlich alle zusammenarbeiten. Er gehört zum Gründungsteam dieses Blogs, ist Stammautor und lebt mit seiner Frau und Sohn im beschaulichen Kölner Vorort Hürth (Buuuh).

Eine Antwort

  1. Mattes sagt:

    Boah krass, jetzt haben sich meine Eingeweide auch gerade zusammen gezogen. Und das die Milchzähne in den Kiefer und wieder rauskommen habe ich auch noch nie gehört, das wäre der Zeitpunkt für meinen Kreislauf gewesen, sich zu verabschieden.
    Aber das mit den Unfällen ist leider wirklich so, dass man quasi direkt daneben stehen kann und völlig machtlos ist. So schnell reagiert einfach kein Mensch um ein Kleinkind adäquat aufzufangen, wenn es sich erstmal in Richtung Boden bewegt (der Weg ist ja auch deutlich kürzer als bei Erwachsenen) 🙂
    Ich habe mal zusehen müssen, wie unser Großer sich an einem Ball, der auf dem Couchtisch lag abstützen wollte und dann voll in die Tischkante gebissen hat. Ich glaube das tat mir beim hingucken mehr weh als ihm.
    Und es wird nicht besser, wenn die größer werden. Da kommen noch schlimmere Verletzungen auf uns zu. 😉

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